Werbewunderland Alles so schön bunt hier.

17.06.2004

It’s that time of the year

Heißer Scheiß revisited: Als Outro zum gestrigen Eintrag, als Intro zur kommenden Werbefilmmekkafestivalwoche hier einer meiner Allzeit-Lieblingsspots. Cannesprämiert demonstriert Butler, Shine & Stern auf wunderbare Weise, was geht, wenn man Stereotypen und Klischees nur gekonnt einsetzt.



15.06.2004

Eine rote Bluse, die den Kopf verdreht

Neulich bekam ich elektronische Post von der mir bis dato unbekannten Frau Fragmente. Frau Fragmente versteht die Welt und sich nicht mehr. Weil ihr ein Waschmittel-Werbespot gefällt. Und sie fragte mich, ob ich ihr helfen kann. Aber selbstverständlich. Denn zum einen ist meine Vermieterin praktizierende Nervenärztin (privat und private Kassen) und 85 Jahre alt, zum anderen kann ich einschlägige Erfahrung in Televerbrechen an deutschen Hausfrauen nachweisen: Habe ich doch ein Jahr meines Lebens für die weithin bekannte Marke Ariel geworben. Um die geht es hier aber gar nicht — zum Glück: Frau Fragmente nämlich fühlt sich stark angezogen von Coral.

Genau da, liebe Frau Fragmente, liegt auch fast schon die Lösung Ihres Problems: Der aktuelle Coral Werbespot stammt nämlich gar nicht aus Deutschland. Sondern von J. Walter Thompson in Amsterdam. Und wie wir alle wissen, spielen die Holländer nicht nur den schöneren Fußball — aus dem Land, das sonst fast nur Käse produziert, kommt auch die bessere TV-Werbung. Was wiederum die Erklärung dafür ist, dass der Coral Werbespot zumindest schon mal eine sauber erdachte Idee aufweist. Und was sonst könnte auf Menschen (auch Frauen) anziehender wirken, als jemand, der uns geistreich verführen will?

In der Hoffnung, Ihnen damit gedient zu haben, verbleibt tiefenpsychologisch
Der Geheime Verführer



26.05.2004

Werbung, die olympische Disziplin

Eigentlich steht uns ja zunächst die Fußballeuropameisterschaft ins Haus, doch jenseits des Atlantiks machen sich die Sponsoren bereits für Athen warm. Unter anderem gibt es den Bettenhersteller Sealy, der den us-amerikanischen Olympioniken einen schönen Schlaf beschert. Und der außerdem den Konsumenten eine Handvoll schöner Werbespots spendiert, von denen einer hier im Werbewunderland zu sehen ist (Anmerkung für Nicht-Olympioniken: Es geht um Synchron-Schwimmerinnen).

(via adcritic.com)



19.05.2004

Aus Neu mach Neu

Vor gut acht Wochen wurde beim ADC eine Kampagne mit Silber prämiert, die Scholz & Friends Berlin für Schallschutzfenster von Weru entwickelt hat. Siehe oben.

Die Kreativen der Düsseldorfer „Kreativagentur“ (W&V) Gramm waren dort jedoch offensichtlich kollektiv nicht anwesend, wahrscheinlich, weil sie gerade alle Hände voll zu tun hatten, sich die neue Kampagne für Mikrofone von Sennheiser auszudenken. Immerhin bleibt ihnen somit außer einem veritablen Plagiat der Trost, einmal eine Idee gehabt zu haben, die als international auszeichnungswürdig gilt. Wenn auch nicht in einem solch billigen Layout. Siehe unten.



17.05.2004

Eins, zwei, drei vier Eckstein

Euro RSCG überrascht mit einer–wie Väter und Mütter gerne bestätigen werden–geradezu aus dem Leben gegriffenen Kampagne für Kinderklamotten, in der weder Kinder noch Klamotten zu sehen sind. Beziehungsweise fast nicht:

Und außer Julien (siehe oben) verstecken sich in den vier Motiven der Kampagne von Petit Bateau: Paul, Chloé, Emma und Louise.



13.05.2004

Ugoff is hungry

Apropos stylishe Comedy-Commercials: Auch Amerikas Kreativagentur der Stunde, Crispin Porter + Bogusky möchte bei diesem Thema nicht abseits stehen und präsentiert für Burger King (“BK”) eine gelungene Parodie auf Fashion- und Designer-Videos als TV-Spot. Beworben werden die neuen Fire Grilled Salads mittels ihrer beuteligen Verpackung: “the ultimate lunch accessory”. Ich liebe es! Vor allem im Vergleich zu den letzten Dummheiten der Konkurrenz.

Produktion: The Directors Bureau (tolle Website). Regie: Roman Coppola (richtig, der Sohn von Francis Ford).

(via adcritic.com mal wieder)



12.05.2004

(Wieder)belebung mit Starbucks

Die Band in diesem superlustigen TV-Spot von Fallon/N.Y. für Starbucks Coffee (!) singt nicht nur wie Survivor, es ist Survivor – schlimme Klamotten, Frisuren und Bierbäuche inklusive! Oder mit den Worten von Executive Creative Director Ari Merkin: ”[...] The band wasn’t just the inspiration for the idea, they practically were the idea. We felt that the nostalgia for ‘80s hair bands wouldn’t be lost on our target.” Der Mann hat hunderprozentig recht. Und nun der Liedtext, so wie ich ihn dank der Hilfe einiger Leser (siehe auch in den Kommentaren) verstanden habe:

Glen, Glen, Glen, Glen!
Glen, Glen, Glen, Glen, Glen, Glen!
Glen’s the man going to work
Got his tie, got ambition
Middle management right in his grasp
it’s a dream he will never let die
Glen’s the man of the hour
He’s the king of his cube
Status quo reports finally met their rival
Burning the candle at both ends on his way to the top
He knows one day he just could become
SUPERVISOR!

Produziert wurde der 60-Sekünder von Biscuit Filmworks, Regisseur ist der derzeit wohl angesagteste Mann für stylishe Comedy-Commercials: Noam Murro.

(via adcritic.com)



10.05.2004

Plakatkunst

Heute mal was ganz anderes: schöne, bunte Bildchen. Von einem ziemlich gutem Grafik-Designer/Künstler in L.A. namens Cole Gerst. Firmierend unter Option G Visual Communications.



04.05.2004

Das letzte Tabu (1. und 2. Akt)

Mehr Handlung in Pornos

Jung von Matt/Elbe versucht derzeit einmal mehr im Auftrag von Kunde WEST mit dem bei Marketern so beliebten “twinkle in the eye” die Grenzen der westlichen Wertegesellschaft auszuloten. Allerdings haben die Sixt-provokationserfahrenen Werber dabei kurzzeitig vergessen, dass solcherlei Aufreger meistens doch nur auf das Markenkonto von Banal & Dämlich einzahlen. Weswegen sie konsequenterweise gleich den Vorschlag hätten umsetzen können, den der Geheime Verfuehrer hiermit kostenfrei nachreicht:

Mehr Rindshack in Tofu



28.04.2004

Nachtfahrt

Einmal mehr ein Auto-Commercial. Einmal mehr für ein Vehikel, das die Welt nicht braucht (Hummer). Einmal mehr ohne wirkliche Idee. Einmal mehr der Beweis, dass man trotzdem einen coolen Spot machen kann, sofern man ein Händchen dafür hat. Die Agentur: Modernista! aus Boston, ein super-hippes Spin-Off von Arnold Worldwide of Volkswagen of America fame. Die Regisseure: Arni & Kinski. Die Filmproduktion: HSI. Die Post-Production: Rock Paper Scissors. Die Effekte: A52 und The Mill. Und wer für mich rausfindet, von wem der geile Soundtrack im Spot stammt, bekommt ein kostenloses Huldigungs-Post auf dieser Site.

(via adcritic.com)



26.04.2004

Wals Fang

Kaum zu glauben aber wahr: In Deutschland kann man TV-Werbung auf angelsächsischem Niveau machen. Für Baumärkte! Den Beweis tritt an: heimat mit den aktuellen Honrbach-Spots „Liebe Dein Zuhause, dann liebt es Dich auch.“ Mein persönlicher Favorit in der Serie ist ja der Skateboarder, aber der jüngste TV-Spot am Gartenteich ist auch ganz groß. Welche Droge haben die Berliner den braven Pfälzern wohl verabreicht, um ihnen dieses vielleicht nicht sehr relevante, dafür umso unterhaltsamere Kampagnenkonzept zu verkaufen? Gibt’s die nur auf Rezept? Oder vielleicht auch OTC?



23.04.2004

Absolut balanced

TBWAChiatDayNewYork erfreut Aug und Herz des Zuschauers mit einem schniecken TV-Spot für den neuen Absolut-Premium-Vodka “Level”. Dabei haben die Kreativen nichts anderes gemacht, als aus dem Produktnamen eine überraschende, halluzinogen angehauchte Geschichte zu destillieren.

(via adcritic.com)



22.04.2004

Ich stimme, also bin ich

Vorgestern wurden in den USA die Andy-Awards verliehen, mit Wieden + Kennedy’s bereits vielfach prämiertem “Cog” für Honda UK als Gewinner.

Doch erstmals dürfen ausser den ehrenwerten Judges auch wir, das Werbevolk, unsere Stimme abgeben. Bis morgen noch. Und somit entscheiden, wer unter den sehenswerten (und teilweise hier bereits gesehenen) Finalisten den Andy Audience Award 2004 erhält. Darum: Go, Rock the Vote!

PS.:
Und nicht vergessen, anschliessend hier in die Kommentare zu schreiben, für was gestimmt wurde – und warum.



19.04.2004

Monotonie

Licher ganzLicher HL

Wir beginnen die Werbewoche mit der Betrachtung des aktuellen Werbeplakats der Privatbrauerei Jhring Melchior KG, die das über Hessen hinaus nicht weiter wichtige Licher Bier vertreibt und sich die Werbung von Grey in Düsseldorf besorgen lässt.

Während die Gestaltung ja okay geht, ist die Headline ein echter Downer. Ich dachte nämlich immer, die Natur schmecke sehr vielfältig und unterschiedlich, was ja auch nur natürlich wäre. Jetzt hat das Licher@Grey-Labor anscheinend herausgefunden, dass es sich wohl ganz anders verhält.

Also denke ich mir: Die Natur, die in der Großstadt schmerzhaft vermisste, ist nicht nur monoton, sondern schmeckt auch höchstens so, wie der Penner, der in der Straßenbahn vor mir saß, riecht. Arme Natur. Da kann man dann nur hoffen, dass die Natur ganz schnell eine Agentur engagiert, die die Natur wieder ins rechte Licht rückt. Aber bitte keine, die so greyenhaft dumme Headlines schreibt.



15.04.2004

Es gibt sie noch, die guten Headline-Kampagnen

Mount Sinai Hospital Motiv Child

Aahh, tut das gut. Ich mag (und mach’) sie ja, die Bildideen. Aber eine Anzeige mit anständiger Headline in einem ordentlichen Layout ist wie Essen bei Muttern: Gekochtes statt Mikrogewelltes. Hier der Nachschlag: die komplette Kampagne [PDF] der Agentur DeVito/Verdi für das Mount Sinai Hospital in New York.

(via printcritic.com)



14.04.2004

In wirklich

TBWAChiatDay hat für die Playstation 2 den feuchten Traum aller Egoshooter-Zocker wahr werden lassen. Die dabei entstandenen zwei TV-Spots (Regie: Dayton/Faris) haben soeben beim ADC New York Gold und Silber gewonnen. Dieses Jahr also auf meinem Weihnachtswunschzettel:

Die Gravity Bomb
Der Tractor Beam

(via adcritic.com)



13.04.2004

Neuer BBDO-Skandal um verwirrte Plakatkleber

BBDO kommt aus den Negativ-Schlagzeilen nicht heraus: Nachdem der Agentur trotz zahlreicher gegenteiliger Treueschwüre erst vor zwei Wochen die Führungsspitze abhanden kam, bringen die Düsseldorfer nun mit ihrer neuen Service-Kampagne für die Post ganz offensichtlich die deutschen Plakatkleber gehörig durcheinander.

So entstand folgendes Foto an einer stark frequentierten, zielgruppenrelevanten (geschlossenes Postamt in unmittelbarer Nähe) Anschlagstelle. Kleiner Hinweis: Man achte auf lustige Wortstellung, Anführungszeichen sowie Positionierung des Posthörnchen-Logos auf dem 4er-geteilten 18/1:

Die Post verkehrt



06.04.2004

Böser, böser Zwilling

Im folgenden ein [TVC], das gleich mehrere Fragen aufwirft: 1. Ist das wirklich echt? 2. Ist die Grenze zum guten Geschmack endgültig überschritten? 3. Was soll das? 4. Wer findet sowas eigentlich gut? 5. Und worum geht’s hier eigentlich?

Zu Punkt 5: Es geht um das Follow-up eines Werbespots für den Ford Sportka, der vor einigen Monaten bereits für Furore und hitzige Diskussionen sorgte, weil darin das offensichtlich dämonisierte Auto (Slogan: “The Ka’s Evil Twin” – ganz groß) eine Taube ins Jenseits beförderte. Der neue Spot geht noch ein Stück weiter.

Womit wir bei Punkt 1 wären: Die Bilder an sich sind natürlich brilliante CG- und Präparationstricks; die Frage ist vielmehr: Haben sich Unbekannte Freaks und Geeks an den Originalspot drangehängt, oder hat das wirklich die hochseriöse Werbeagentur (Ogilvy & Mather UK) gemacht und der stockkonservative Mainstream-Kunde (Ford) freigegeben?

Niemand ist sich sicher, nicht mal die Werber. Was eine lustige Volte ist, sind es doch gerade wir Werbefachleute, die immer wieder versuchen, die Grenzen zwischen Kommerz und Kultur zu verwischen. Auch, dass die produktzugehörige Website www.the-eviltwin.co.uk zur Zeit (?) nicht mehr erreichbar ist, fördert eher das Mißtrauen, als es zu zerstreuen. Dennoch lautet meine Vermutung: Ja, auch dieser Spot ist echt, siehe auch Punkt 3.

Doch zunächst noch Punkt 2: Die Grenzen, auch die des Geschmack, sind, wie immer und überall außer im Oval Office, fließend: The Passion of the Christ ist auch nicht jedermanns Sache, aber es gibt anscheinend genug Leute, die auf das Leiden Christi stehen, und zwar auch jenseits der unheimlichen Flagellanten von “Opus Dei”.

Und damit zu Punkt 3: Sowohl der Taubenspot als auch höchstwahrscheinlich dieser sind Teil einer viralen Internet-Kampagne, deren Ausgangspunkt die Adresse der Website ist bzw. war. Für eine ganz bestimmte Zielgruppe gemacht, und von Anfang an mit dem kalkulierten Effekt des Skandals als Brand- bzw. Weiterleitungsbeschleuniger angelegt. Das Ziel: Zum Talk of the Town nicht durch Großplakatierung und Mega-Events, sondern durch die viel effizientere Email-Inbox der 21.-Century-Werbe-User.

Bleibt noch Punkt 4: Keine Ahnung, wer auf sowas steht. Ausgerechnet die Liebhaber christlicher Blutspektakel wahrscheinlich nicht. Auf jeden Fall aber ich.

(Dank an Dominic und Anke, die Frankfurt-Hamburg-Ad-Spotting-Achse)



18.03.2004

Die Halbwertszeit von Originalität. Remix

Es tagt zur Zeit der Art Directors Club Deutschland. Darum aus gegebenem Anlass:

Esst mehr Obst von Ferrero
Plakat von Ferrero, 1977 ausgezeichnet vom ADC. Mindestens haltbar bis…

Esst mehr Obst von Schwartau
2004: Aktuelle Citylight-Kampagne
von BMZ für Schwartau.



12.03.2004

Da hat mal jemand schnell geschaltet

Schnell geschaltet



10.03.2004

Die Halbwertszeit von Originalität

beträgt im vorliegenden Fall rund acht Jahre:

Lustige Zehen von Pony
Motiv aus der laufenden Kampagne der Schuhmarke Pony.
Agentur: Goodby, Silverstein & Partners

Lustige Zehen von Shimano
Motiv aus der Shimano-Kampagne von 1996.
Agentur: Crispin, Porter & Bogusky
Aus: Communications Arts Advertising Annual 36.



08.03.2004

Zu schön, um real zu sein

Meine eine Lieblingsagentur Fallon, Minneapolis, does it again and again: superlustige (EDS “Cathearders”), unglaublich schlaue (PBS “Be more”), wahnwitzig aufwendige (BMW “The Hire I+II”) oder einfach nur wunderschöne TV-Commercials. Wie im letzten Fall der neue Spot für United Airlines.

Die Idee als solche ist eher nicht existent. Erzählt wird lediglich die geradlinige Geschichte eines Mannes, der ein Vorstellungsgespräch hat. Umwerfend ist das Wie: Als Zeichentrickfilm in bester osteuropäischer Animationstradition, untermalt von Gershwins “Rhapsody in Blue” und abgerundet mit einem empathischen One-Liner, den kein deutscher Texter jemals seinem ultracoolen Mittzwanziger-CD vorlegen dürfte. Ernsthafte Unterhaltung für eine erwachsene Zielgruppe, Werbung at it’s best. Würde mich nicht wundern, wenn wir diesen TV-Spot allein der Execution-Values wegen auf der Cannes-Rolle wiedersehen.

Die Agentur-Props gehen an Dave Lubars (ECD), Bruce Bildsten (CD), Bob Barrie (AD) und Stuart D’Rozario (Copywriter) – für Eingeweihte liest sich das übrigens wie ein Who is Who amerikanischer Award-Winner. Regisseure sind Wendy Tilby und Amand Forbis, produziert von Acme Filmworks.
(via adcritic.com)



Zur Erinnerung: Werbung ist keine Gehirnchirurgie.